26. Oktober 2019
Gestern fand im Elbcampus, dem Kompetenzzentrum der Hamburger Handwerkskammer, die diesjährige Verleihung des SIGNAL IDUNA Umwelt- und Gesundheitspreises statt, für die besten Innovationen und Projekte aus dem ganzen Bundesgebiet in diesen Bereichen.
Besonderes Augenmerk bei der Auswahl der Preisträger galt bei dem mit 15.000 Euro dotierten Preis alltagstauglichen Innovationen für nachhaltiges Wirtschaften und zur Gesundheitsvorsorge, die Modellcharakter besitzen und zur Nachahmung anregen.
Die besondere Bedeutung des Preises hob unsere Gesundheits- und Verbraucherschutzsenatorin Cornelia Prüfer-Storcks als Schirmfrau hervor – hier ein kleiner Auszug aus ihrer Rede:
„Wenn Umwelt-, Gesundheits- und Arbeitsschutz in Betrieben Hand in Hand gehen, ist das ein Gewinn für alle. Wer sich bemüht, seine Arbeitsplätze umweltfreundlicher zu gestalten, macht sie in der Regel auch gesünder und schont die Umwelt. Wer versucht, im Betrieb Emissionen zu reduzieren, sich um vorschriftsmäßige Abfallentsorgung – oder besser noch – um Abfallvermeidung kümmert, setzt auch seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter weniger Schadstoffen aus. Das lohnt sich für alle Seiten: Für die Beschäftigten, aber auch für die Unternehmen. Denn Prävention und Vermeidung von schädigenden Faktoren sorgen für mehr Wirtschaftlichkeit in Unternehmen – das gilt für den Arbeitsschutz genauso wie für den Umweltschutz.“
Die Senatorin übernahm dann auch die Preisübergabe, gemeinsam mit Hjalmar Stemmann, Präsident der Handwerkskammer und Ulrich Leitermann, Vorsitzender der Vorstände der Signal Iduna Gruppe.
Den mit 6.000 Euro dotierten ersten Preis verlieh die Jury an die polysecure GmbH aus Freiburg, die ein Verfahren entwickelt haben, mit dem Kunststoffe bereits bei der Herstellung mit einem für das Auge nicht sichtbaren Marker aus Fluoreszenzfarbstoffen versehen werden, damit sie beim Recycling genauer sortiert werden können.
Mit großer Freude übernahm ich dann als Jury-Mitglied die Laudatio für den mit 4.000 Euro dotierten zweiten Preis, denn dieser ging trotz großer bundesweiter Konkurrenz an Hamburg. Es handelt sich um den gemeinnützigen Verein „Durch Erleben lernen e.V.“, namentlich an Alexandra und Lars Warnke, für die Idee, Schülern in einem auf drei Jahre angelegten Wahlpflichtfach „Zukunft“ Nachhaltigkeit und Klimaschutz durch praktische Arbeit in einer ehemaligen Gärtnerei nahe zu bringen.
Dem Verein geht es darum, nachhaltiges Handeln in den Alltag von jungen Menschen zu integrieren, und möglich wird das durch die Kooperation des Vereins mit der Stadtteilschule Walddörfer in Volksdorf. Die Schülerinnen und Schüler der Stadtteilschule erhalten durch die Kooperation die Gelegenheit, Umwelt- und Klimaschutz praxisnah zu erleben und lernen nachhaltiges Denken und Handeln in ihren Alltag zu integrieren. Und das nicht nur an einzelnen Projekttagen, sondern dauerhaft.
Im Rahmen einer „Schülerfirma“ produzieren die Jugendlichen gesunde Lebensmittel von der Aussaat bis zur Weiterverarbeitung der Produkte. Sie bauen Kräuter und Gemüse-Pflanzen an, produzieren professionell Setzlinge, betreiben ökologischem Gemüseanbau und artgerechte Tierhaltung. Sie kümmern sich um Schafe, Hühner und Schweine alter Rassen, die auf dem Gelände gehalten werden, und um Bienen.
Auf dem Gelände der alten Gärtnerei gibt es neben den Gewächshäusern noch eine Streuobstwiese mit alten regionalen Sorten, die durch einen artenreichen Blühstreifen ergänzt wurde, so dass Bienen und andere Insekten einen vielfältigen Lebensraum vorfinden. Für die Tiere gibt es natürlich Ställe und Gehege, die in Ordnung gehalten werden müssen.
Von den Schülerinnen und Schülern wurde auch ein „Solartrockner“ erdacht, geplant und gebaut. Das Gerät ermöglicht nun, die guten Ernten weiter zu veredeln und in Form von getrockneten Kräutern bis hin zu getrockneten Tomatenscheiben zu vermarkten.
Und nebenher werden auch andere Probleme gelöst, wie z. B. Mikroplastik in Kosmetik. Cremes und Duschzeug werden dort selbst produziert, Salben und Tinkturen selbst hergestellt.
Obendrauf kommt, dass nun auch die Zusammenarbeit mit einem benachbarten Heim für schwerstbehinderte Jugendliche begonnen wurde. Daraus ergeben sich neue Herausforderungen für beide Seiten, die die Jugendlichen gemeinsam meistern. Es profitieren letztlich beide Seiten von den Inklusionsstunden.
Der Verein „Durch Erleben lernen“ hat in Kooperation mit der Stadtteilschule ein tolles Projekt ins Leben gerufen, das Nachhaltigkeit lehrt, Selbständigkeit und Teamgeist gefördert, aber auch Einblicke in das Arbeitsleben gestattet. Der Verein zeigt mit dem Projekt, dass das Lernen von Nachhaltigkeit in der Schule auch mit Unterrichtsabläufen verbunden werden kann.
Das alles hat nicht nur mich, sondern auch die gesamte Jury sehr überzeugt und beeindruckt.
Erwähnen möchte ich aber auch noch den dritten Preis, der nach Ettlingen für ein Geschäftsmodell ging, gemeinsam mit behinderten Mitarbeitern IT-Hardware von öffentlichen Einrichtungen und Großunternehmen aufzubereiten und durch den Wiederverkauf Abfall zu vermeiden; und einen Sonderpreis für Aachener Studierende, für ein einfaches und günstiges Verfahren, in ländlichen Gebieten von Entwicklungsländern ohne Stromversorgung aus Ernteabfällen sauber verbrennende Biokohle für das Kochen herzustellen.
Neben den ausgezeichneten Projekten gab es viele weitere, innovative Ideen, die leider dieses Mal nicht zum Zuge kamen. Ich hoffe nicht, dass diejenigen entmutigt werden, sondern weitermachen. Es ist einfach sehr wichtig, dass gerade junge Leute sich Gedanken im Bereich Umwelt und vor allem beim Thema Klimawandel machen und hier mit ihren Fähigkeiten Dinge entwickeln, an die wir vielleicht jetzt noch gar nicht denken.
Insofern freue ich mich jetzt schon auf die nächste Preisverleihung in zwei Jahren.