11. Februar 2019
Am Donnerstag war ich Teilnehmerin beim Hamburger Abfallwirtschaftsgipfel, bei dem rund 120 Abfallexpertinnen und -experten aus Politik, Wissenschaft und Wirtschaft gemeinsam mit der Stadtreinigung Hamburg (SRH) über die Zukunft der Abfallwirtschaft in Hamburg diskutierten.
Dabei wurde deutlich, dass die SRH sich mit modernen Verwertungsanlagen nicht nur auf die künftigen Anforderungen der Kreislaufwirtschaft, sondern auch auf die der Fernwärmeversorgung vorbereitet.
Besondere Aufmerksamkeit galt dem von der SRH geplanten Zentrum für Ressourcen und Energie (ZRE) am ehemaligen Standort der Müllverbrennungsanlage Stellinger Moor in Bahrenfeld. Auf ihrem Betriebsplatz an der Schnackenburgallee errichtet die SRH bis Ende 2023 eine in Deutschland bisher einmalige Kombination unterschiedlicher Abfallverwertungs- und Recyclinganlagen, die auch eine zentrale Rolle bei der zukünftigen Versorgung von Hamburger Haushalten mit klimaneutral produzierter Fernwärme spielen sollen.
Das ZRE soll ein Meilenstein beim Übergang von der Abfall- zur Ressourcenwirtschaft sein. Hier sollen Restmüll und Bioabfall zur Erzeugung von Biogas genutzt werden. Mit dem Biogas, der getrockneten Biomasse und den Anlagen zur thermischen Verwertung von Altholz und Ersatzbrennstoff soll das ZRE klimaneutrale Fernwärme und Strom erzeugen.
Neben dem ZRE ist nach Senatsplänen auch die Müllverwertungsanlage Rugenberger Damm (MVR), an der die SRH beteiligt ist, in die klimaneutrale Wärmewende eingebunden.
Die Gesamtkosten für die Errichtung des ZRE sind mit rund 325 Millionen Euro veranschlagt. Die SRH hat dabei für die Ko-Finanzierung des insbesondere unter Umweltschutz- und Energieeffizienzgesichtspunkten anspruchsvollen Vorhabens öffentliche Fördermittel eingeworben.
Das bedeutet somit auch: Mit der Errichtung und dem Betrieb des ZRE ist keine Erhöhung der Hausmüllgebühren verbunden – ein in meinen Augen sehr wichtiger Punkt!
Das Fazit:
Abfall wird immer mehr zum Rohstoff und gewinnt durch eine intelligente Nutzung auch an Bedeutung als umweltfreundliche Energiequelle. Mit dem ZRE verschmelzen Biogaserzeugung und energetische Abfallverwertung in einer Anlage. So können Abfälle noch wesentlich besser als in konventionellen Biogas- und Müllverbrennungsanlagen genutzt werden. Und gleichzeitig wird die für Hamburg notwendige Entsorgungssicherheit geschaffen.
Details zum ZRE:
Das künftige ZRE besteht aus mehreren Teilanlagen. Dazu gehören
- eine Sortieranlage für 140.000 Tonnen Hausmüll zur Trennung von organischen Bestandteilen und heizwerthaltigem Restmüll (Ersatzbrennstoff) sowie zur Abtrennung von recyclingfähigen Wertstoffen,
- eine Biogasanlage für die organische Hausmüllfraktion aus der Sortieranlage,
- eine Anlage zur Aufbereitung von Biogas,
- eine Trocknungsanlage für die Aufbereitung von feuchter Biomasse aus der Hausmüllsortieranlage,
- ein Biomasseheizkraftwerk für holzige Abfälle und getrocknete Biomasse,
- ein Ersatzbrennstoff (EBS)-Kraftwerk,
- zwei baugleiche Abgasnachreinigungen für die beiden Heizkraftwerke
- und Anlagen zur Energieerzeugung (Strom, Fernwärme).
Alle Anlagenteile zusammen erzeugen fast 60 Megawatt Wärme, bis zu 15 Megawatt Strom sowie etwa 10 Megawatt Biogas.