Gestern wurde in der Bürgerschaft die Änderung des Landschaftsprogramms bzw. die Umsetzung des länderübergreifenden Biotopverbunds in Hamburg debattiert.
Mit einem Biotopverbund, der in Hamburg über 23 Prozent der Landesfläche ausmacht und weitere 3.7 Prozent als Prüfflächen vorsieht, übertreffen wir in Hamburg deutlich die gesetzlichen Anforderungen des Bundenaturschutzgesetzes. Das fordert lediglich die Sicherung von 15% der Landesfläche. Damit sind wir Spitze.
Gerade in einer Großstadt mit vielfältigen Flächenbedarfen ist es großartig, einen so großen Flächenanteil für den Biotopverbund fest zu schreiben.
Mit dem Biotopverbund können wir Lebensräume der heimischen Tier- und Pflanzenwelt sichern und deren Verinselung verhindern. Das sorgt im Endeffekt auch für mehr Lebensqualität in der Stadt. Angesichts der Auswirkungen des Klimawandels ist eine intakte Natur nicht nur ein Wohlfühlfaktor, sondern durchaus existenziell.
Der Biotopverbund besteht aus Kern- und Verbindungsflächen sowie Verbindungselementen und umfasst Gewässer-, Feucht-, Trocken- und Waldlebensräume. Die benannten Flächen sind bereits rechtlich gesichert. Der Biotopverbund umfasst alle Naturschutzgebiete und Naturdenkmäler, etwa die Hälfte der Landschaftsschutzgebiete, vor allem besonders wertvolle Teilbereiche davon, und Grünanlagen.
Wenn man sich die große Übersichtskarte zum Biotopverbund ansieht, stellt man fest, dass ein Großteil des Biotopverbunds in Außenbereichen der Stadt zu finden ist.
Es handelt sich um
- Gewässerläufe mit naturschutzfachlich wertvollen Uferstrukturen an Elbe und ihren Nebenarmen, Alster, Wandse und Bille einschließlich ihrer Nebengewässer sowie verschiedene andere große Fließ- und Stillgewässer;
- die Marschengebiete der Vier- und Marschlande und des Alten Landes, des Wilhelmsburger Ostens sowie von Neuland und Gut Moor mit Grünlandnutzung und dem naturraumtypischen Grabensystem;
- die Feldmarken von Rissen-Sülldorf, Osdorf, Eidelstedt-Schnelsen und Hummelsbüttel sowie im Bereich zwischen den Walddörfern mit ihren vielfältigen Lebensräumen der Acker- und Grünlandnutzung einschließlich kleiner Gehölzflächen;
- und die großen zusammenhängenden Waldflächen von Klövensteen, Niendorfer Gehege, Duvenstedter Brook, Wohldorfer Wald einschließlich Rodenbeker Quellental und den Harburger Bergen sowie in waldartigen Parkanlagen wie Altonaer Volkspark, Stadtpark, Öjendorfer Friedhof und Ohlsdorfer Friedhof.
Die Erarbeitung des Biotopverbundes hat sehr viel Zeit, Geld und Arbeit beansprucht. Aber mit der jetzt erfolgten Übernahme in das Landschaftsprogramm ist es nicht getan. Die eigentliche Arbeit beginnt erst noch.
Der bisherige Etat für den Biotopverbund war auf die Planung ausgelegt. Begonnen wurde bereits in der vergangenen Wahlperiode.
Jetzt muss auch die fachliche Umsetzung vorbereitet und ausfinanziert werden.
Für einzelne Bereiche steht bereits Geld im Rahmen des Naturschutz-Großprojekt zur Verfügung, das vom Bund finanziert wird und sehr langfristig angelegt ist. Dabei geht es zunächst um das Alstertal, die Boberger Niederung bis zu den Kirchwerder Wiesen und die Trockenbiotope im Raum Rissen. Aber auch Pflege- und Entwicklungspläne müssen erarbeitet und umgesetzt oder ggfs. Lücken geschlossen und Barrierefreiheit für Tiere hergestellt werden. Auch das wird sicher nicht von heute auf morgen gehen.
Last but not least ist der Biotopverbund keine „Hamburgensie“, sondern macht nur Sinn, wenn er auch grenzüberschreitend weiterentwickelt wird, wie es das Bundesnaturschutzgesetz vorsieht. Und das haben wir deshalb auch schon im „Gemeinsamen Ausschuss Hamburg und Schleswig-Holstein“ auf den Weg gebracht.